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Foto: Gedenktag 2005 für Menschen, die Kinder und Geschwister verloren haben

Abschieds zu Lebzeiten

"Ich habe alles gelebt" 

Gestaltung einer persönlichen Abschiedsfeier für: Hans Heckmann, 83, Diplom - Ingenieur  

Vorsichtiges Herantasten an die Materie

Herrn Heckmann habe ich beim Schreiben seiner Lebenserinnerungen begleitet. Mit seinen 83 Jahren schaut er auf ein erfülltes, tatenreiches Leben zurück und steht nach wie vor als Berater für den Berliner Senat für Bauverwaltung zur Verfügung. Fit hält ihn seine lebenslange Passion, das Segeln. Er sagt von sich:

"Ich genieße jede Minute, jeden Tag und jede Sekunde meines Daseins, und wenn es nach mir ginge, könnte es ewig so weitergehen."


In derartiger Weise verdichteten sich seine Erinnerungen immer mehr und wir gelangten an einen Punkt, der, einmal ausgesprochen, langes Schweigen auslöste.


Irene Wahle als weiße Rednerin
Herr Heckmann wünscht sich die weiße Rednerin.
Foto: Georg Scharnweber



Wir hatten über den Tod seiner Frau Gerda gesprochen, mit der er zusammen über fünfzig Jahre durch die Höhen und Tiefen des Lebens geschritten war, bis ein unheilbares Krebsleiden die beiden voneinander Abschied nehmen ließ. Dem Schweigen folgte zaghaftes Einflechten von Gedanken.

Konkrete Festlegungen treffen und für das Lebensende vorsorgen

"Die letzten Jahre und der Tod von Gerda veränderten mich sehr. Nachdem Gerda gestorben war, war auch ein Teil von mir mit ihr gegangen. Mehr als ein halbes Leben hatten wir zusammen verbracht. Von Tod und Sterben wollte ich nichts wissen, schob es weg. Doch nach und nach, durch Menschen, die sich mit dem Thema beschäftigen, komme ich selbst dem Thema näher. Das war ein langer Prozess. Eines Tages hatte ich mich entschieden, über meinen Tod nachzudenken und selbst meine Abschiedsfeier zu gestalten. Durch die Gespräche mit Irene Wahle angeregt, machte ich mir bewusst, wie ich einmal sterben möchte. Das war für mich ein völlig neuer und interessanter Gedanke. Daraus folgend habe ich mich entschieden, dass ich von jetzt auf gleich aus dieser Welt scheiden möchte. Aufschlussreich fand ich in diesem Zusammenhang Briefe von Käthe Kollwitz, über die wir sprachen. Sehr einfühlsam bringt die Künstlerin ihren Kindern bei, dass sie ihr Ende nahen fühlt. Ein Satz hat sich mir besonders eingeprägt:

'Sterben ist, man legt sich einfach auf die andere Seite'.


Gemeinsam mit Irene Wahle habe ich die Details der Feier besprochen. Nach einigen Abwägungen entschied ich mich für die Feierhalle hier in Wilmersdorf. Das klassische Gebäude gefällt mir gut und bietet das entsprechende Ambiente für den Auftritt einer Mezzosopranistin und einer Ballerina. In meinem Leben spielen klassische Musik und Ballett eine bedeutende Rolle und so wünsche ich mir eine Arie aus Mahlers 3. Sinfonie und einen Lichtertanz.

Trotz aufkommender Wehmut beim Gedanken ans Ende meines Erdendaseins möchte ich meinen Abschied als Fest feiern, denn ich habe ein erfülltes Dasein gehabt. Aus diesem Grunde ist Schwarz für die Trauergäste ein Tabu. Sie sollen sich so kleiden, als würden sie zu einem Opernbesuch gehen. Für die Festrede gibt es genug Material, die Ausarbeitung überlasse ich zu treuen Händen Frau Irene Wahle. Anregt durch die Gespräche kam ich auf die Idee, ein letztes Mal mein geliebtes Hobby zu verewigen, in unserem Grabstein aus rotem Mainsandstein. Mit einem Lächeln auf den Lippen stelle ich mir heute vor, was die Trauergäste zu meinen kleinen geplanten Überraschungen sagen werden.

"Es war gut, über Tod und Sterben nachzudenken, und mit Genugtuung habe ich angefangen, ein für mich unausweichliches Lebensthema zu bearbeiten."




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